Geschnürt! Eine Kollektion
inspiriert vom Korsett
Diplomarbeit Modedesign von Tonia Merz - FHTW Berlin 2001
Inhaltsverzeichnis
1. Das Korsett im Wandel der Zeit
Das Korsett ist kostümgeschichtlich betrachtet wohl eines der interessantesten
Kleidungsstücke. Zum einen reicht seine Tradition bis ca. 2000 v.Chr. zurück – Männer und Frauen der kretisch-minoischen Kultur schnürten sich bereits damals die Taille. Zum anderen war kein anderes Kleidungsstück so umstritten, wurde so gelobt und so
verteufelt, wie das Korsett. Die gesamte Geschichte des Korsetts darzustellen, wäre hier wohl zu umfassend. Deshalb möchte ich die drei wichtigsten Epochen näher betrachten, in denen das Korsett eine große Rolle spielte. Alle drei Epochen zeichnen sich durch verschiedene
Gesellschaftsordnungen aus, in denen der Frau grundlegend verschiedene Positionen zugewiesen wurden. Durch diese Vorraussetzung wurde auch das Korsett immer wieder neu definiert und veränderte sich in Bedeutung und Form, was ich in diesem Kapitel
veranschaulichen möchte. Ein besonderer Schwerpunkt liegt hierbei im 19. Jahrhundert, da dies die Korsett-Ära
schlechthin, mit der weitesten Verbreitung und der größten Vielfalt an Korsettvarianten, war. Unser heutiges Bild vom Korsett wurde von dieser Periode entscheidend geprägt. Auch wenn das Korsett vorwiegend mit Weiblichkeit gleichgesetzt wird, so hat auch das
Männerkorsett seine eigene Geschichte, die eine kurze Betrachtung in einem eigenen Kapitel verdient hat.
1.1 Renaissance 1500 - 1620
Der Beginn der Renaissance um 1500 war gleichzeitig Aufbruch in die Neuzeit. Das düstere, von der Kirche dominierte Mittelalter war endgültig beendet; das Bürgertum und die Städte hatten ihren Einfluss gefestigt. Besonders in Italien und Spanien bildete sich
durch internationalen Handel ein sehr wohlhabender Geldadel – die Patrizier – der den europäischen Fürstenhäusern in nichts nachstand und gemeinsam mit diesen das kulturelle Leben bestimmte (Reclams Mode- & Kostümlexikon S.39). Die aufkommende humanistische
Weltanschauung stand unter griechischem und römischem Einfluss. Wissenschaften wie Astronomie, Architektur, Mathematik, Medizin und die Kunst befanden sich in ihrer Blütezeit. Im Gegensatz zum Mittelalter rückte nun der Mensch als Individuum in den Mittelpunkt und Mode wurde zum Ausdruck der Persönlichkeit (Fachwissen Bekleidung S.213).
Etwa ab Mitte des 16. Jahrhunderts erlangte Spanien die politische Macht in Europa und beeinflusste über die nächsten Jahrzehnte Mode und höfisches Leben in Europa. Bis heute ist diese kostümgeschichtliche Epoche als Spanische Hofmode (1550 – 1620)
bekannt. Diese zeichnete sich vor allem durch seine Nüchternheit und Strenge, sowie seiner steifen, künstlichen Silhouette aus. Besonders die weibliche Silhouette wurde auf zwei glatte, leblos aufeinander stehende Kegel reduziert. Um dies zu erreichen trugen
Frauen zum ersten Mal einen Reifrock namens Verdugado und ein extrem mit Fischbein verstärktes Mieder,
das die Merkmale des natürlichen Frauenkörpers völlig negierte. Darüber wurde ein faltenloses, hochgeschlossenes und
bodenlanges Kleid getragen (Fachwissen Bekleidung S.215).
Die Spanische Mode breitete sich schnell an den Höfen Europas aus, wurde jedoch nach regionalem Geschmack
verändert. So waren die französische, deutsche und englische Variante farbenfroher und behielten das Dekolleté bei.
Besonders das elisabethanische England übersteigerte die stilisierte Form bis ins Groteske und wandelten die spanische
Nüchternheit in überladene Pracht um (Schnellkurs Mode S. 55).
Diese Renaissance-Mode war der herrschenden Adelsschicht vorbehalten. Sie repräsentierte durch die Kostbarkeit der Materialien ihren Reichtum und grenzte sich dadurch von der arbeitenden Bevölkerung ab (Fachwissen Bekleidung S.213).. Die Form der Kleidung, insbesondere Mieder und Reifrock, hätten gar keine körperliche Betätigung zugelassen. Diese Tatsache war zusätzlich Ausdruck von privilegiertem Status. Bauern und Handwerker hingegen, trugen bequeme Arbeitskleidung, die später zur Tracht wurde. Die Mode teilte die Gesellschaft somit horizontal in Klassen – von oben nach unten. Das Renaissance- Korsett war interessanterweise eine Nachahmung des männlichen Wams, der ebenso steif und stilisiert war und in der vorderen Mitte spitz zulief. (s.Abb.2)
In der Renaissance glaubte man, dass Männer und Frauen im Grunde den gleichen Körper besitzen; einziger Unterschied sei
das bei der Frau im Körper verbliebene Geschlechtsorgan, welches sich bei den Männern nach außen gestülpt hatte. Der Rückschluss daraus war, dass die Frau somit eine minderwertige Variante des Menschen und damit dem Mann untergeordnet sei (Fachwissen Bekleidung S.213). Diese Weltsicht machte den Mann zum Maßstab für den Menschen und die Frauen versuchten, sich durch Imitation diesem Ideal anzunähern.
Zu Beginn der Renaissance löste sich der Rock vom Kleidoberteil und man begann, es mit Fischbein, Stahlstäben, Rohr, Elfenbein oder Holzscheiten zu verstärken und die Vorderfront auszupolstern, um die gewünschte, steife Silhouette zu erhalten. Um das weiblichste Körpermerkmal, die Brust, zu negieren, wurden sogar Bleiplatten im Brustbereich eingearbeitet. Dieses neue Kleidungsstück erhielt in Frankreich den Namen
„cors“, später im neufranzösischen „corps“, den es bis ins 19.Jahhundert behalten sollte.
In Deutschland nannte man diesen Teil der weiblichen Oberbekleidung im allgemeinen Mieder und es hatte seine Blütezeit im 16. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert entwickelte sich daneben die sogenannte Schnürbrust. Diese wurde unter dem unversteiften oder nur leicht versteiften Kleidoberteil als separates Kleidungsstück getragen. Erst als sich die Kleider in der vorderen Mitte öffneten, gewann die Schnürbrust an Wichtigkeit in der weiblichen Garderobe. Sie war aus edlen Stoffen gefertigt und reichlich verziert, da die Vorderseite als dekoratives Element unter dem geöffneten Kleid zu sehen war (Corsets and Crinolines S. 19). Sowohl in Mieder wie Schnürbrust wurde in der vorderen Mitte das Planchette, zu deutsch Blankscheit, eingearbeitet. Dies war ein besonders kräftiger Holzscheit, der die charakteristische, lange Spitze des
Oberteils namens Schneppe bildete. Die Schneppe wird, genauso wie die Spitze des männlichen Wams, als
deutlicher Hinweis auf das Geschlechtsorgan interpretiert, welches ja ansonsten ganz und gar versteckt und verdeckt
wurde und ist somit als subtiles, erotisches Lockmittel zu verstehen (Schnellkurs Mode S. 60).Der Schnitt der Schnürbrust war noch relativ simpel gehalten. Ihr Sinn war ja auch nicht, die komplizierte Form des weiblichen Körpers nachzuempfinden, sondern diesen in eine kegelförmige
Röhre zu verwandeln, was mit wenigen einfachen Schnitteilen zu erreichen war. Es bestand in der Regel aus 4 Teilen, zwei pro Hälfte, und
wurde in der vorderen oder hinteren Mitte geschnürt (Corsets and Crinolines S. 19). Auch hierbei gab es regionale Vorlieben – die Engländer schnürten nur in der Rückenmitte, die Franzosen hingegen verwendeten beide Möglichkeiten, bevorzugten jedoch die
Frontschnürung. Da das vorn geöffnete Kleid verstärkt in Frankreich Mode war, wurde hier die Schnürung im Vorderteil als dekoratives, sichtbares Element ausgearbeitet oder von einem reich verzierten, separaten Teil namens Stecker abgedeckt. Die Schnürbrust reichte von der Achsel bis zum Hüftansatz und war mit zwei Schulterträgern versehen. Am unteren Saum waren Laschen angebracht, die unter den
Reifrock geschoben wurden. Nur die Schneppe lag sichtbar über dem Rock (Reclams Mode & Kostümlexikon S. 316). (s. Abb. 3)
1.2 Barock & Rokoko 1640- 1775
• Barock 1640 – 1720
Als Ludwig XIV 1643 seine Vormundschaftsregierung antrat, wurde Frankreich langsam zur politisch und kulturell führenden Macht in Europa. 1661 übernahm er alle Regierungsgeschäfte und führte damit die absolute Monarchie ein („L’etat c’est moi“) . Von nun an war die Machtposition Frankreichs über ein Jahrhundert lang nicht mehr anzufechten (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 53). So dominierend der Adel und das höfische Leben zu dieser Zeit auch waren – es sollte doch der letzte und pompöseste Akt der Aristokratie in der europäischen Geschichte sein.
Das dekadente und verschwenderische Leben am Hof schien geradezu ein verzweifeltes Festhalten der Monarchie an seiner Machtstellung gewesen zu sein, die in der Französischen Revolution ihr endgültiges Ende finden sollte. Die Französische Mode während der Regierungszeit Ludwig XIV ( 1643 – 1715 ) war ebenso wie barocke Architektur und Kunst eine Verherrlichung des Herrschers und seines Hofes. Sie diente mehr denn je zur Abgrenzung vom normalen Volk und war Mittel zur Selbstinszenierung des Adels (Jugendlexikon Kleidung und Mode S. 115). Durch Frankreichs zahlreiche Manufakturen und dem, besonders im textilen Bereich blühendem Export, standen zum einen Geld, zum anderen edle Materialien in Hülle und Fülle zu Verfügung. Der Modestil aus Barock und Rokoko wurde als Französische Mode bekannt – Paris war damals Modezentrum Europas und hat diese Stellung bis heute, zumindest teilweise, behalten.
Die Prunksucht am französischen Hof betraf beide Geschlechter gleichermaßen.
Männer wie Frauen schmückten sich und trugen ihre körperlichen Reize zur Schau. Die Männer der Monarchie schienen den Damen geradezu nachzueifern. So beurteilte Richard Aldewyn die adlige Männermode des 17. und 18. Jahrhundert folgendermaßen:
„Farbenfroh prächtig, mit Bändern, Schleifen, Spitzen und Federn reichlich verziert, mit Perlen, Edelsteinen und kostbaren Knöpfen besetzt, goldbestickt und vielgeschlitzt, erscheinen ihm die Kleider der männlichen Adeligen am Hof Ludwigs des XIV als
Usurpation der weiblichen Sphäre: der Mann schmückt sich wie die Frau, um Schmuckstück zu sein. Wie sie steht er am Hofe im Zeichen des Scheins.“ (Die Mode nach der Mode S. 19)
Der optische Verzicht auf das traditionelle Männerbild war nicht nur bezeichnend für die Rolle des Mannes, sondern auch für die neue, sehr freie Position der Frau am Hofe Ludwigs. Die adligen Damen forderten nicht nur Bildung und Recht auf sozialen Status,
sie verlangten auch ein völlig konträres Beziehungsmuster.
„Die Précieuse stehen – gegen den absoluten Autoritätsanspruch des Vaters und Gatten – der arrangierten Ehe und Mutterschaft entschieden feindselig gegenüber. Sie befürworten die Ehe auf Probe und ihre Auflösung, sobald der Erbe geboren ist, der der Obhut seines
Vaters übergeben wird. Sie wollen weder auf irgendeine Freiheit noch auf die Liebe verzichten und preisen das zärtliche und platonische Gefühl“ (Die Identität des Mannes S.24)
Die vornehmen Männer zu Hofe folgten dieser Forderung.
Sie setzen alles daran, kultiviert, höflich und empfindsam zu erscheinen; untersagten sich, ihre Eifersucht zu zeigen und den häuslichen Tyrannen zu spielen (Die Identität des Mannes S.24-25.) Unmerklich war die Frau zum Inbegriff des adligen wie des menschlichen Geschlecht geworden (Die Mode nach der Mode S.19).
Die Grundzüge der weiblichen Französischen Hofmode waren die gleichen, wie die der Spanischen – steifer, unbeweglicher Oberkörper zu weiten, ausladenden Röcken in edlen, prachtvollen Stoffen. Die Silhouette wurde jedoch insgesamt weicher und wesentlich weniger statisch. Wie in der Renaissance hat diese Immobilität die Funktion, den Luxus des Müßiggangs zu repräsentieren. Auch hatte das Korsett (damals noch „corps“
genannt) noch immer die Funktion, den Körper zu modifizieren. Dabei erfuhr es jedoch eine evidente Umwertung: durch die
neue Rolle der Frau am Hofe betonte das Korsett nun reizvoll die weiblichen Formen, anstatt sie zu negieren und den
Frauenkörper dem Männerkörper anzugleichen. In der Regel trug an ein separates Korsett unter dem Kleidoberteil, um diesen
Effekt zu erreichen. Es existierten jedoch noch immer Mieder, d.h. mit Fischbein verstärktes Kleidoberteil und die Schnürbrust
als Unterbekleidung, nebeneinander. Als drittes gab es die Möglichkeit einer reich verzierten, mit edlem Stoff bezogenen
Schnürbrust, an die separate Ärmel angenestelt wurden. Mieder und Schnürbrust wurde von nun an nicht mehr vom
normalen Hofschneider gefertigt, sondern vom „Tailleur de corps à baleins“; dem „Fischbeinleib-Schneider“. Erstmals wurden die
Korsetts aus den bis heute üblichen, typischen Korsettstoffen Atlas, Satin und Seide hergestellt und reichlich mit Spitzen
verziert. Um Busen und Dekolleté eine schöne Form zu geben, wurden Brustpolster und rundgebogene Fischbeine in Querrichtung eingearbeitet. Da man Hals und Schultern als ideale Präsentationsmöglichkeit für Juwelen und Perlen entdeckte, rutschten die
Schulteträger vom Schlüsselbein bis beinahe auf den Oberarm hinunter. Auch die Schnittführung wurde durch die nun gewünschten kurvigere, elegantere und vor allem femininere Form, ausgefeilter. Statt aus 4 Teilen bestand ein Korsett nun aus 6 -10 Schnitteilen. Das gesamte Korsett wurde länger – die Schneppe wurden noch spitzer; die Seiten- und Rückenteile reichten bis zur oberen Hüfte. Der Reifrock wurde vorn unter, an
den Seiten und hinten jedoch über dem Korsett getragen und mit Schleifen fixiert um ein Verrutschen zu verhindern. Im allgemeinen waren die Korsetts noch komplett mit Wahlfisch versteift (s. Abb. 4). Es setzten sich jedoch immer mehr Korsetts durch, die nur noch an den
wichtigen Stellen mit et wa halb so vielen Korsettstäben wie versteift wurden. Diese trugen die Bezeichnung „demi-baleiné“, was wörtlich übersetzt „halb-gewalfischt“ bedeutet. Mit der enormen Entwicklung im medizinischen Bereich, entdeckte man auch die orthopädische Wirkung des Korsetts.
Erstmals wurden dekorativ geschmiedete Metallkorsetts hergestellt, um Verkrümmungen des Körpers zu behandeln.
• Rokoko 1720 -1775
Mit Ende der Regierungszeit Ludwig des IVX beginnt die Epoche des Rokoko. Die Epoche ist in seinen Grundzügen eine Fortführung des Barocks. Die Aristokratie blieb die gesellschaftliche führende Schicht und frönte auch weiterhin ungezügelt ihrem prachtvollen, dekadenten Leben. Zeitgleich begann sich die Gesellschaft außerhalb der Höfe jedoch grundlegend zu verändern. Es war die große Zeit der Freidenker und Dichter
wie Voltaire, Rousseau und Kant, der Aufklärung in England und Frankreich und des Wiederentdeckens der Antike. Langsam entwickelte das Bürgertum ein eigenes Selbstbewusstsein und gewann zusehends an Bedeutung. Viele Bürger konnten es sich nun leisten, dem Adel in Lebensstil und Kleidung nachzueifern, was dazu führte, dass beispielsweise das Korsett bis in die mittleren Schichten vordrang. Doch auch der freigeistige Lebensstil des Bürgertums sowie die bürgerliche Mode beeinflussten das Leben am Hof seinerseits. Das zunehmende Verwischen der Klassenunterschiede war bereits Vorbote für das Ende der Monarchie – die französische Revolution 1789 bedeutete das endgültige Aus für die
Machtposition des Adels und war gleichzeitig Beginn einer neuen, vom Bürgertum bestimmten Ära. Vorerst sollte der Adel jedoch seine Machtposition noch behalten. Das Leben zu Hofe wurde jedoch weniger förmlich – man löste sich von vorgeschriebener
Etikette, wurde zeitweise fast frivol und hedonistisch. Diese Tendenz zeigte sich auch in Architektur, Mode und Kunst der Zeit – alles wurde etwas feiner, eleganter und zarter, verlor seine Starrheit und Schwere und gewann an Lebensfreude (Die Mode im Wandel der Zeit S. 53).
Man kleidete sich von nun an beinahe bequem. Die Dame von Hof trug ein „Robe Volant“ – ein „wehendes Kleid“, was bezeichnend für die neue Linie war (s.Abb. 5). Darunter wurde ein leichter Reifrock und ein leichtes Korsett namens Gourgandine getragen. Dies war eine weiche, unversteifte Schnürbrust, die im privaten Rahmen unter dem Hauskleid getragen wurde. Das starre, mit Stäbchen versehene Korsett wurde nur noch zu
offiziellen Anlässen angelegt (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 216).
Man verwendete vorwiegend leichte, edle Materialien wie Taft, Seide und Satin in zarten Pastelltönen. Die Ausschmückung der Robe mit Blumen, Borten, Schleifen und Rüschen war wichtiger denn je und ein letztes mal Ausdruck des grandiosen Luxus der Aristokratie, deren einzige Aufgabe es war, zu repräsentieren und die versuchte, sich durch das modische Erscheinungsbild vom „Pöbel“ abzugrenzen.
Durch den hohen und freizügigen Stellenwert der Sexualität ist anzunehmen, dass etwa zu dieser Zeit das Korsett mit seiner erotischen Bedeutung belegt wurde – zumal es im Laufe der Periode auch immer offenherziger wurde; das Dekolleté wurde immer tiefer, bis am Ende beinahe die gesamte Brust zu sehen war. Das weibliche Schönheitsideal war schlank und edel, mit Wespentaille, apfelgroßen Brüsten und aus- bzw. einladenden
Hüften. Betrachtet man Rokokogemälde, die das lustvolle Leben der Aristokraten darstellen, so ist auffallend, dass die Frau erstmals in einer Rolle dargestellt wird, die bis heute als typisch weiblich gilt: ein schwaches, zerbrechliches jedoch sirenenhaftes Geschöpf, das nach einem Beschützer verlangt und zugleich ewig lockt und verführt.
1.3 Das industrielle Zeitalter 1820 - 1910
Die Jahre nach der Französischen Revolution waren zum einen von einem Verlangen nach Freiheit geprägt – Freiheit von der Monarchie, Freiheit des Geistes, Freiheit des Körpers („Egalité, Fraternité, Liberté“) zum anderen von der politischen Neuordnung Europas und
der Einführung demokratischer Grundrechte.
Die Jahrhundertwende und der Beginn des 19.Jahrhundert waren für ganz Europa eine Zeit der Umorientierung. Das vorherrschende Wirtschaftssystem war nun der Kapitalismus. Die Ständegesellschaft mit Geburtsrecht wurde durch eine Leistungsgesellschaft ersetzt; es wurden erste demokratische Grundrechte für mündige Bürger eingeführt. Gemeinsam mit den technischen Neuerungen, z.B. der Dampfmaschine, führten diese Voraussetzungen geradewegs ins Zeitalter der Industrialisierung und des Fortschritts (Chronik der Weltgeschichte S.220).
Das Handwerk verlor zusehend an Bedeutung, – es war der Aufbruch in eine Zeit der Technik, der Maschinen und Fabriken. Vorreiter hierfür war England. Hier begann man bereits 1770 die Textilindustrie durch Web- und Spinnmaschinen zu revolutionieren; andere Branchen zogen schnell nach. Im Rest Europas begann die Bewegung etwa 70 Jahre später (http://www.schule.tmr.net/ms-wat/seiten/industrie).
Als direkte Folge der Industrialisierung entwickelte sich eine Gesellschaftsordnung, die in ihren Grundzügen bis ins 20.Jahrhundert erhalten blieb und sich nur langsam verändert hat. Die neu gegründeten Fabriken, in denen Konsumgüter – insbesondere Textilien – in Massenproduktion gefertigt wurden, verdrängten Familienbetriebe und Manufakturen und begründeten damit das klassische Arbeitnehmer – Arbeitgeberverhältnis, das wir bis heute kennen. Von nun an unterteilte sich die Gesellschaft in proletarische Unterschicht, bürgerliche Mittelschicht und finanzstarken Bourgeoisie und Unternehmertum als Oberschicht.Als indirekte Folge kam es zu einer neuen Rollen und Aufgabenverteilung innerhalb der Familie. Dem Mann wurde von nun an die außerhäusliche Aufgabe zugeteilt, den Unterhalt der Familie zu sichern und darüber hinaus für größtmöglichen Wohlstand zu sorgen.
Die Frau hatte die Aufgaben, sich für Haushalt, Ehemann und Kindererziehung zu sorgen und als geschmücktes Prestigeobjekt Wohlstand und den
beruflichen Erfolg des Mannes zu repräsentieren. (s. Abb.6) Neben den neuen Schichten gab es von nun an eine gravierende Teilung des Lebens in
Männerwelt und Frauenwelt. Dies galt verstärkt in der wohlhabenden, bürgerlichen Mittel- und Oberschicht die nun die führende kulturelle Schicht darstellte. In den unteren Arbeiterschichten vollzog sich die Trennung langsamer. Hier mussten – ähnlich wie in einem Familienbetrieb – auch Frau und Kinder durch Arbeit zur Ernährung der Familie beitragen , da der Lohn des Ehemanns zum Überleben nicht ausreichte. Für die Ehefrauen bedeutete dies meist schlechtbezahlte Beschäftigung in den Textilfabriken oder Heimarbeit. Hier nähten sie im Auftrag von Zwischenmeistern, die die neu
entstanden Konfektionsindustrie belieferten. Die Frauen der Ober- wie auch die der Unterschicht hatten somit entscheidend Einfluss auf die Entstehung der Konfektionsmode. Die einen als nimmersatte, eitle Konsumentinnen, die anderen als unterbezahlte, ausgebeutete Arbeiterinnen (Schnellkurs Mode S.98).
Die Ausblendung von Moral und Gefühl aus dem Arbeitsleben führte dazu, dass diesen Werten im privaten Bereich eine erhöhte Wichtigkeit zukamen und sich nach den freien Jahren von Empire und Directoir (1775 – 1815) eine sehr bodenständige, bürgerlichkonservative und moralisch engstirnige Gesellschaft entwickelte (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 66/67).
Das modische Bild der Zeit passte sich den neuen Gegebenheiten an. Von nun an trug der Mann nüchterne, einheitliche Anzüge die auf das wesentliche beschränkt waren und die vom Geschäftsmann geforderte Korrektheit und Zurückhaltung vermittelten. Die Männermode sollte sich nur noch in Details verändern. In den Grundzügen ist sie uns bis heute erhalten geblieben (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 69). Die Frauenmode jedoch, nahm durch die repräsentative Rolle der Frau schnell Abschied von dem natürlichen, schlichten Empirekleid. Die Frauen der Oberschicht gaben alle „schmutzigen“ Arbeiten an Angestellte ab. Dementsprechend dekorativ und alltagsuntauglich wurde auch bald die Mode und griff mit Korsett und Reifrock die Grundformen des Rokoko wieder auf. Entsprechend der neuen Biederkeit, kleidete man sich nun jedoch sittsam
hochgeschlossen und durch vielerlei Schleifen, Stoffrollen und Rüschen verziert.
Etwa ab 1820 kehrte das versteifte Oberteil, nun endlich unter der Bezeichnung „corset“ bzw. „Korsett“ zurück. Es war Ausdruck der Moral des Mittelstandes, der die nachlässigen Sitten der vorangegangen Jahre anprangerte (Schnellkurs Mode S. 93).
Da das Korsett im 19.Jahhundert so eng mit der unemanzipierten Rolle der Frau als Mutter und Repräsentantin des Haushalts und des Ehemanns in Verbindung steht, wird es aus heutiger Sicht häufig mit einem Folterinstrument gleichgesetzt, das die Ehefrau sittsam und gefügig machen sollte und sie jeglicher Freiheit beraubte.
Die betuchtere Dame ließ es sich als Maßanfertigung von der Corsetière anfertigen. Bereits 1820 begann man jedoch mit der industriellen Fertigung des Korsetts, wodurch es einer breiten Mittelschicht zugänglich wurde und sich modisch schnell durchsetzte (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 92). Für die Frauen der Unterschicht waren selbst diese Billig-Korsetts unerschwinglich und sollten es auch die folgenden Jahrzehnte bleiben. 1865 entsprachen die günstigsten im Preis noch immer dem Wochenlohn einer Fabrikarbeiterin. Sie fertigten ihre Korsetts selbst an um dem allgemeinen Bild zu entsprechen. Vor allem diese selbstgenähten und die normierten Industriekorsetts führten durch mangelnde Passform und Standardisierung zu körperlichen Schädigungen (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 146).
Zu Beginn ihrer Renaissance war die Taille zwar schmal, jedoch noch relativ moderat geschnürt. Während der 30er Jahre des 19.Jahrhundert wurde sie jedoch zur Wespentaille. Die Taille sollte möglichst zerbrechlich wirken und dem modischen Schönheitsideal der Sanduhr entsprechen. Eine Taille von 40cm, die ein Mann mit beiden Händen umspannen konnte, war zwar das Ideal, in der Realität jedoch die absolute Ausnahme. Werbeanzeigen für Korsetts geben Taillenmaße zwischen 45cm und 75cm, einige sogar bis 95cm an. Da man sich der gesundheitlichen Folgen des Schnürens im
19.Jahrhundert durchaus bewusst war, wurde sehr enges Schnüren fast generell abgelehnt. Die oft zitierten Berichte über qualvolle Schnürpraktiken stammen häufig aus sogenannten Korsettkorrespondenzen in Magazinen wie „Englishwoman`s Domestic Magazine“ (etwa ab 1860 ) oder „Moralist“, deren Beiträge zum Thema Korsett eindeutig dem fetischistischen und sadomasochistischen Umfeld zuzuordnen waren und keineswegs den realen Alltag der damaligen Zeit darstellten (Fetisch – Mode, Sex und Macht S. 64 – 66).
Die Korsetts des 19.Jahrhunderts wurden, entsprechend der strengen Moral, prinzipiell als Unterbekleidung (über einem Hemdchen als Korsettschoner) unter dem hochgeschlossenen Kleid getragen. Nur zu repräsentativen, abendlichen Anlässen zeigte man Dekolleté – dieses war jedoch nicht sehr tief, ließ die Brust immer bedeckt und gab dafür die Schultern frei. (s. Abb.6, S.7) Zunächst war das neue Korsett an die Rokoko-
Schnürbrust angelehnt und hatte noch schmale Schulterträger die wegen ihrer sehr weit außen liegenden Position Achselbänder genannt wurden (s. Abb. 7) Durch Einlagen & Stäbchen-versteiftes Korsett,ca.1820). Während der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts bedeckte das Korsett stets die Brust. Es formte diese zwar rund nach, betonte sie jedoch nicht übermäßig. Die Unterkante des Korsetts wanderte immer weiter über die Hüfte, bis es diese schließlich ganz mit einbezog, da man noch immer eine relativ schmale, hüftumspielende Silhouette bevorzugte und ein rundlich modellierter Bauch dem Schönheitsideal entsprach. Diese relativ langen, geschwungenen Korsetts tragen wegen ihrer Form den Namen Sanduhrenkorsetts (s. Abb. 8) (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 150).
Die benötigten Kurven im Brust- und Hüftbereich erhielt man nun durch eingesetzte Zwickel, die etwa ab 1840, durch die Entdeckung des Kautschuks, elastisch sein konnten. Verzichtete man auf Zwickel, erhöhte man die Anzahl der Längsnähte, um eine stärkere Taillierung zu ermöglichten. In der Regel bestand ein Korsett aus 10-12 Schnitteile, d.h. 5-6 pro Hälfte, plus der zusätzlichen Zwickel. Die Fischbeinstäbe wurden nur noch in den
Nähten eingeschoben. Das Korsett war somit wesentlich leichter als sein Vorgänger aus dem letzten Jahrhundert. Die Schnürung befand sich prinzipiell im Rücken des Korsetts. In der Regel waren die Korsetts aus festem Drell in weiß oder grau gefertigt, als Luxusvariante stellte die
Corsetière jedoch auch seidene Modelle her. 1828 erfand die Industrie Metallösen, die die von Hand festonierten Schnürlocher ablösten.
829 kam in Paris ein neuer Frontverschluss auf, der den Blankscheit ersetzte. Er bestand aus zwei Stahlschienen; eine mit Knöpfchen versehen, die andere mit Ösen, die man auf die Knöpfe hängte und das Korsett so verschloss. Dies ermöglichte einen wesentlich einfacheren Umgang mit dem Korsett, da die Schnur dauerhaft in den Schnürösen verblieb und nur noch von unten und von oben zur Taille hin festgezogen wurde (Corsets and Crinolines S. 75 – 79). Der neue Verschluss war eine enorme Erleichterung für die Damen der Zeit, da man von nun an kein helfendes Paar Hände
von Ehemann oder Dienstmädchen mehr benötigte um das Korsett an- und auszuziehen, was die schnelle Verbreitung des Korsetts zusätzlich unterstütze. Da man das Korsett nun auch in der Mittagspause bequem ablegen konnte, trugen diese den passenden Namen Faulenzer“ (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 107 – 109). Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Röcke immer weiter – damit kam die neue Form des kurzen Miederkorsetts in Mode. Die Unterkante des Korsetts rutschte nun wieder höher, da eine umfassende Hüftmodellierung unnötig wurde und das kürzere Korsett mehr Bewegungsspielraum (beispielsweise zum Sitzen) ließ. Durch die neue Länge fielen die Zwickel im Hüftbereich weg. Stattdessen verwendete man mehr Schnitteilen, wodurch eine stärkere Taillierung möglich wurde. Auch die Vorderfront ließ sich durch eine größere
Anzahl an Längsnähten im Taillenbereich stärker konkav nach innen ziehen. Durch das extreme Nachinnenziehen der Taille und das Herabrutschen der Korsettoberkante wurde die Brust nun nach oben geschoben und dadurch betont. Auch die Achselbänder verschwanden
für immer, da die erhöhte Anzahl der Fischbeinstäbe ausreichend Halt gab (s. Abb.9).
Etwa 1870 verschwand die Krinoline aus der Mode. An seine Stelle trat nun die Turnüre – ein mit Rosshaar gepolstertes Drahtgestell, das über dem Gesäß lag und in der Taille festgebunden wurde. Darüber trug man ein Kostüm, bestehend aus schmalem Rock und kurzem Jäckchen. (s. Abb. 10)
Besuchskleider in Kürass-Silhouette, 1879) Diese Silhouette brachte die Kürass-Taille in Mode. Diese lag zum einen etwas höher als die natürliche Taille und war zudem sehr lang. Das Kürass-Korsett zeichnet sich dementsprechend auch durch seine auffallende Länge und Steifheit aus. Es reicht sehr weit über die Hüften, da diese ja nun offensichtlicher Bestandteil der Figur war. Die Oberkante umfasste nur die untere Hälfte der Brust schalenartig, wodurch diese „wie ein Taubenkropf“ (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 150) nach oben geschoben wird.
Durch die Unnatürlichkeit der neuen Körperform wurden wieder mehr Stäbchen und Versteifungen notwenig. (s. Abb. 11)
Da das Korsett inzwischen so verbreitet war, dass die Nachfrage nach Walfischbarten das Angebot überschritt, setzte man zunehmend mehr Federbandstahl oder Spiralfedern aus Stahl zur Versteifung ein.1873 kam ein neuer, geschwungener, löffelförmiger Frontverschluss („Spoon Busk“ ) auf den Markt. Er war am oberen Ende schmal und erweiterte sich zum unteren Ende hin löffelförmig. Er hielt der extremen Formung besser
stand als die einfachen Stahlschienen und verlieh dem Korsett zusätzliche Steife (Corsets and Crinolines S. 79 – 83). (s. Abb. 11Abb. 11
Kürass-Korsett mit Löffel-Planchette, 1876)
Es waren besonders diese Kürass-Korsetts, die das heutige Bild des Korsetts geprägt haben. Durch ihre extreme Länge und Steifheit schränkten sie die Damen in ihrer Bewegungsfreiheit so sehr ein, dass ihnen nichts anderes übrig blieb, als sich anständig und gesittet zu benehmen und zu bewegen. Dieses zurückhaltende, maßvolle Betragen passte perfekt ins Bild einer anständigen Dame und brachte den Korsetts den Ruf von
Restriktion, Erziehung und Unterdrückung der Frau ein (Schnellkurs Mode S. 109).
Auch der Gesundheit der Frauen waren die Kürass-Korsetts nicht gerade zuträglich. Heute weiß man zwar, dass sie bei weitem nicht so
gesundheitsschädigend waren, wie lange Zeit angenommen ( Mediziner führten 1900 etwa 20 Krankheiten auf das Korsett zurück), dennoch
wurde der Brustkasten durch das dauerhafte Einschnüren deformiert, die Rückenmuskulatur bildete sich zurück und besonders der ständige
Druck, den der gebogene, im Bauchbereich nach innen gezogene Frontverschluss auf den Magen ausübte, führte zu Problemen. Beide Tatsachen –
(Ver-)Formung des weiblichen Körpers sowie des Charakters – führten Ende des 19.Jahhunderts zu Reformversuchen und Aufklärung durch Mediziner und Intellektuelle. Doch es waren die Frauen selbst die sich, trotz aller Einwände, nicht von der schmalen Taille trennen wollten und das
vorgeschlagene lockere Reformleibchen ablehnten (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 198-199). Ihre Eitelkeit führte dazu, dass die aufrechte,
starre Silhouette, die Hüfte, Taille und Busen betonte, bis zum Ende des Jahrhunderts beibehalten wurde.
Die Form des Korsett veränderte sich im letzten Drittel des Jahrhunderts nur geringfügig entsprechend der jeweiligen modischen Neuerungen. Die Taille rutschte etwa 1890 wieder etwas tiefer und statt der geschwungenen Front setzte sich langsam wieder eine gerade Front durch. Die Palette der angebotenen Korsetts gewann zusehends an Farbigkeit und Materialvielfalt. Man fand zwar noch immer die weißen und grauen Drell- Korsetts der vorangegangen Jahre, bevorzugt wurden nun allerdings Hellblau und Rosé – auch Schwarz, Gelb und Grün kamen zunehmend in Mode. Der glatte, unifarbene Drell wurde durch gemusterte Jacquard- Drells ersetzt. Auch Seiden-, Seidenbrokat- und Satin-Korsetts erfreuten sich bei wohlsituierteren Damen großer Beliebtheit (Corsets and Crinolines S. 83). Neben der beschriebenen Hauptform des Korsetts gab es zahlreiche Sonderformen zu
verschiedenen Anlässen – z.B. Korsetts für Schwangere mit Schnürungen oder Gummizügen im Bauch und Brustbereich; Sportkorsetts die sehr kurz ausfielen und mit wenig Stäben versehen wurden; Badekorsetts; Spezialkorsetts für Magenleiden – im Frontbereich mit elastischer Schnürung anstelle des Metallverschlusses und dergleichen mehr. Am Ende des 19.Jahrhundert war das Korsett durch seinen gesunkenen
Anschaffungspreis zum Allgemeingut geworden – das Tragen eines solchen war allen Frauen in jeder Lebenslage zwingend vorgeschrieben
(Zur Geschichte der Unterwäsche S. 157).
Eine weitere Neuerung des S-Line Korsetts waren die nun angebrachten Strumpfhalter. Diese wurden an zwei Laschen an der vorderen Mitte befestigt. Sie hatten neben der Funktion des Strümpfe Haltens den Nebeneffekt das Korsett nach unten zu ziehen und so die typische
S-Haltung zu unterstützen.(s. Abb. 13Abb. 13 S-Line Korsett mit typischer, komplizierter Schnittführung und Laschen führ Strumpfhalter, ca. 1901)
Die Länge der S-Line Korsetts variierte von Hüftansatzhöhe bis hüftumschließend, auch im Brustbereich gab es Unterbrust- oder bruststützende Korsetts. Nachdem diese Mode 1907 ihren Höhepunkt fand, kehrte die weibliche Silhouette immer mehr zum natürlichen Körper zurück. Etwa 1910 war die eng geschnürte Taille endgültig passé. An seine Stelle trat ein langer, gerader, knabenhafter Körper. Das Korsett wurde durch BH und
Hüftgürtel oder einem Korselett ersetzt und vor Beendigung der Dekade verschwanden die walfisch- oder stahlverstärkten Korsetts im Zuge der Befreiung der Frau bis heute aus dem alltäglichen Leben (Corsets and Crinolines S. 85 – 87).
Etwa 1900 kam ein letztes Mal eine neue Silhouette in Mode, die ohne Korsett unmöglich gewesen wäre – die bekannte „Sans Ventre“- Linie; zu Deutsch „ohne Bauch“. Diese neue Figur war durch eine gerade Front, ganz ohne Bauch, geprägt. Der Busen wurde nach oben sowie der Oberkörper leicht nach vorne gedrückt, Unterleib und Gesäß hingegen sehr weit nach hinten. Dadurch entstand ein starkes Hohlkreuz und der gesamte Körper
erhält eine S-förmige Krümmung. (s. Abb. 12)Etwa 1900 kam ein letztes Mal eine neue Silhouette in Mode, die ohne Korsett unmöglich gewesen wäre – die bekannte „Sans Ventre“- Linie; zu Deutsch „ohne Bauch“. Diese neue Figur war durch eine gerade Front, ganz ohne Bauch, geprägt. Der Busen wurde nach oben sowie der Oberkörper leicht nach vorne gedrückt, Unterleib und Gesäß hingegen sehr weit nach hinten. Dadurch entstand ein
starkes Hohlkreuz und der gesamte Körper erhält eine S-förmige Krümmung. (s. Abb. 12Abb. 12 S-Line Korsett, 1901).
Die neuen, schnitttechnisch hochkomplizierten Korsetts sind bis heute als „S-Line Korsetts“ bekannt. Ursprünglich war es als Folge der vielen Warnungen vor Gesundheitsschädigungen als neues, gesünderes Korsett entworfen worden. Sein gerader Frontverschluss übte keine, bzw. deutlich weniger Druck auf die inneren Organe aus. Auch die Atmung wurde wesentlich verbessert, da es den Brustkasten nicht mehr so hoch
umschloss und in diesem Bereich weiter gearbeitet war. Durch die unnatürlich Haltung waren jedoch sehr viele Schnitteile (10-15 pro Hälfte waren keinen Seltenheit) und eine extrem starke und komplizierte Versteifung notwendig. Dies machte das Korsett, wie seine Vorgänger, zu einem starren, einengenden und unnatürlichen Panzer, der von der ursprünglichen Intention nichts übrig ließ.
1.4 Männer im Korsett
Das Korsett wurde, wie oben beschrieben, zum Inbegriff des weiblichen Kleidungsstücks. Es gab jedoch immer wieder Phasen, in denen auch das
männliche Schönheitsideal eine schmale Taille beinhaltete. Und auch Männer verwendeten Korsetts, bzw. korsettähnliche Hilfsmittel, um schlanker zu wirken.
So fand man Wandmalereien der Kretisch-Minoischen Kultur, die junge Männer mit eng gegürteten Taillen darstellen – so eng, dass man von
einer Schnürung von Kindesbeinen an ausgeht (Reclams Mode- & Kostümlexikon S. 217). (s. Abb. 14Abb. 14 Minoer mit eng gegürteter Taille, Wandmalerei ca. 1600 v.CH) Im 16. und 17. Jahrhundert trugen Männer den stark versteiften, wattierten Wams oder Gänsebauch, der zwar nicht besonders stark taillierte, aber dennoch durch enges Schnüren den Oberkörper modelliert. Aus ihm ging die weibliche Schnürbrust als Variante hervor.
Zu Beginn des 19. Jahrhundert schließlich war die Männermode so körpernah geworden, dass viele Männer die schlanke Linie durch eine
Leibbinde unterstützten. Diese Leibbinden waren lange nicht so starr und steif wie die weiblichen Korsetts, da sie nicht die Kurvigkeit
des weiblichen Körpers bändigen mussten. Aus ihnen wurden dann etwa 1820 der Schnürleib der Dandys und Modegecken.
Sie reduzierten ihre Taille ebenso wie die Damen, um die modischen Sanduhrensilhouette des 19. Jahrhunderts zu perfektionieren.
(s. Abb.15Abb. 15 Modegecken mit geschnürter Taille ca. 1830 )
Desweiteren trugen „alternde Männer um die 50 “ (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 110) häufig Korsett. Denn „… in diesem Alter
wird das Liebesfieber zu einem schorfigen Laster, das keine Anstrengungen scheuen lässt, der schöne, verführerische Mann zu bleiben.“( Zur Geschichte der Unterwäsche S. 110) wie Honoré de Balzac es in einem seiner Romane beschreibt.
Ebenso trugen vereinzelt auch Geschäftsmänner Korsetts, denn dieses verhalf ihnen zu einer straffen, aufrechten Figur und Körperhaltung, die ihnen auf dem Weg zum Erfolg hilfreich war. Offiziere verschiedener Armeen – besonders der Preußischen und Österreichischen – sollen bis ins beginnende 20.Jahrhundert korsettiert gewesen sein und damit einem schneidigen Aussehen nachgeholfen haben (Zur Geschichte der Unterwäsche S. 148).
Ob dies der Realität entsprach oder ob die vorhandenen Berichte – insbesondere im Zusammenhang mit detailgenauen Beschreibungen von Uniformen – nicht fetischistischen Ursprungs sind, lässt sich heute kaum sagen (Mode, Sex & Macht S. 80-81).
Die angeführten Beispiele beschreiben allesamt Männer, die das Korsett als maskulines, zweckdienliches Kleidungsstück trugen. Daneben gab es jedoch bereits im 18. Jahrhundert männliche Korsettträger, die dieses in fetischistischem oder sadomasochistischen Kontext trugen. Auch der
naheliegende Verdacht des Transvestismus, den wir – klischeehaft betrachtet – von einem korsettieten Mann haben, war in einigen Fällen zutreffend. Diese Männer verwendeten dann jedoch eher Frauenkorsetts (Mode, Sex & Macht S. 77-82). Insgesamt lassen sich nur sehr wenig Quellen über
Männerkorsetts finden. Dies verweist zum einen auf eine mäßige Verbreitung, zum anderen lässt es auf eine geringe gesellschaftliche Akzeptanz – und damit verbundene Dokumentation – schließen
Die Rolle des Korsetts im 21. Jahrhundert
Trotz der Befreiung aus vielen gesellschaftlichen Zwängen, Gleichstellung der Geschlechter, medizinischer und sexueller Aufklärung im 20. Jahrhundert, ist das Korsett nie aus der zivilisierten Gesellschaft verschwunden. Selbst in den Zeiten, in denen es augenscheinlich der sexuellen Befreiung zum Opfer fiel, hatte es stets seine Liebhaber und führte ein unbemerktes Schattendasein hinter den verschlossenen Türen von
privaten Schlafzimmern, S/M-Veranstaltungen, Domina-Studios und Sexshops.
Von Zeit zu Zeit kehrte es immer wieder in das Bewusstsein der Allgemeinheit zurück und offensichtlich ist dies gerade im Moment der Fall. Betrachtet man die aktuellen Kollektionen der großen französischen und italienischen Designer, so findet man zahlreiche Variationen des Korsetts – von klassisch bis futuristisch, von Dior bis Yves Saint Laurent. Auch Modemagazine widmen dem Korsett eigene Artikel, so z.B. die Ausgabe Januar-
März 2001 der Moda In / Collezioni Edge. Meine persönliche Erfahrung als Korsettdesignerin unterstützt diesen Eindruck – ich
erhielt in kürzester Zeit ohne jegliche Werbung mehr Aufträge für Maßkorsetts, als ich alleine bewältigen konnte. Was steckt hinter diesem zeitgeistlichen Phänomen? Warum tritt es gerade jetzt auf und welche gesellschaftlichen Veränderungen hängen damit zusammen? Wer identifiziert sich mit diesem Trend und aus welchen Beweggründen?
1. Gesellschaftliche Veränderungen
Modetrends sind immer Spiegel von gesellschaftlichen Veränderungen. Möchten wir verstehen, warum das Korsett auf dem besten Weg zu einer erneuten Renaissance ist, müssen wir die Gründe hierfür in erster Linie in den Veränderungen unseres sozialen
Umfelds suchen.
- Eine Gesellschaft der individuellen Selbstverwirklichung
Im Zuge der Emanzipation hat sich nicht nur die Frau von gesellschaftlichen Vorgaben befreit, sondern das Individuum an sich. Im Laufe der letzten 50 Jahre haben sich viele „dos“ und „don´ts“ in Luft aufgelöst. Heute wird es jedem Menschen weitestgehend gestattet, selbst zu entscheiden, wie er sein Leben gestalten möchte. Dies beginnt mit Äußerlichkeiten, führt über Berufswahl bis hin
zu privaten Bereichen wie Sexualität und Partnerschaft. - Eine Gesellschaft der Selbstdarsteller
Seit einiger Zeit kann man beobachten, dass augenscheinlich viele Menschen das Bedürfnis haben, ihr Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Bestes Beispiel hierfür sind der Erfolg diverser Talkshows und Erscheinungen wie Big Brother, denen es an exhibitionistischen Kandidaten nicht mangelt. Die Eigenart, sich auffallend, extravagant zu kleiden ist eine andere Form des gleichen Phänomens. Ein Teil der betroffenen Personen zeigt dadurch, dass sie zu sich selbst und ihrer Lebensweise stehen und nichts zu verbergen haben.
Ein anderer Grund für ein solches Verhalten, ist sicherlich ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und der Wunsch, in unserer reizüberfluteten Welt wahrgenommen zu werden. - Eine Gesellschaft ohne sexuelle Tabus
In den letzen 40 Jahren hat sich unsere Gesellschaft weitestgehend von sexuellen Tabus befreit. Mit Aufkommen der Pille in den 60er Jahren, wurde vorehelicher Geschlechtsverkehr zum Alltag. In den Zeiten der freien Liebe, den 70ern, gehörten wechselnde Bettgenossen beinahe zum guten Ton („Wer zweimal mit der Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment“). In den 80ern und 90er Jahren schließlich fanden bis dahin als abartig geltende sexuelle Vorlieben Einzug in das öffentliche Leben und Elemente aus dem Fetisch- und S/M-Bereich waren im Alltag bald nichts Außergewöhnliches mehr. Die distanzierte Form der Sexualität, bei der jegliche Kopulation fehlte, könnte eine unbewusste Reaktion auf die aufkommende Gefahr von AIDS gewesen sein. In der populären Kultur spiegelten sich die sogenannten devianten Formen der Sexualität am offensichtlichsten wieder: Die britische New Wave-Band Depeche Mode schockierte 1984 mit ihrem
Hit „Master and Servant“ (Herr und Diener) und Madonna provozierte in ihrem berühmten Gaultier-Korsett. „Perversität“ wurde durch diese Popularisierung ihres Nischendaseins beraubt und heute ist es nichts Ungewöhnliches mehr, dass ein Topmanager sich von einer Domina den Hintern versohlen lässt, die Hausfrau im Sexshop lederne Fesseln kauft oder mit ihrem Gatten in Swinger-Clubs verkehrt.
Selbst die Prostitution ist auf dem besten Weg, gesellschaftliche Akzeptanz zu finden – ein Grossteil der Bürger unterstützt die Forderung ihrer Anerkennung als legales Berufsbild. Die Allgemeinheit hat gelernt, das Menschen unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse haben und verurteilt niemanden mehr dafür, sondern gestattet jedem, diese auszuleben – solange keiner Schaden dabei nimmt und es
aus freiem Willen beider Seiten geschieht. - Eine Gesellschaft des Körperkult
Noch nie hatte ein attraktiver Körper einen so hohen Stellenwert wie in unserer Zeit. Ein schlanker, sportlicher und sexuell anziehender Körper signalisiert Wohlstand, Ehrgeiz und Erfolg. Attraktivität erleichtert das Leben ungemein und verschafft dem Betreffenden enorme Vorteile im Alltag. Um dies zu erreichen, sind viele Menschen bereit, harte Arbeit und viel Geld zu investieren. Kein Preis scheint für die Ware Schönheit zu hoch zu sein, körperliche Strapazen und Gesundheitsrisiken werden billigend in Kauf genommen. Fitnessstudios haben in den letzten Jahren einen enormen Zulauf zu verbuchen; Schönheitsoperationen sind beinahe so normal geworden wie der Gang zum Zahnarzt.
Das Tragen eines Korsetts ist vergleichsweise eine sehr schnelle und einfache Möglichkeit, den Körper zu modifizieren und attraktiver erscheinen zu lassen. Man kann es genau dann anlegen, wenn man die Wirkung einsetzen möchte und muss
lediglich für die Zeit des Tragens mit einem gewissen Engegefühl, eingeschränkter Bewegungsfreiheit und einer flachen Atmung leben. - Ein Leben nach Außen
Die Anforderungen, die heute an uns als Teil der Gesellschaft gestellt werden, sind enorm hoch. Beruflicher Erfolg, Attraktivität, Verzicht auf das Privatleben sind nur einige Beispiele. Einen Grossteil unserer Zeit beschäftigen wir uns damit, unser Bild nach außen positiv zu repräsentieren. Dabei vernachlässigen wir es, auf uns selbst und unsere eigentlichen Bedürfnisse zu achten. Da der Mensch sich jedoch
von Zeit zu Zeit selbst spüren muss, sucht er sich hierfür Möglichkeiten. Yoga, Extremerlebnisse wie Bunjee Jumping oder das Tragen eines eng geschnürten Korsetts sind nur einige Methoden, um seinen Körper bewusster zu erleben. Unsere Umwelt bombardiert uns täglich mit unglaublich vielen visuellen und akustischen Reizen. Die taktilen Fähigkeiten werden im Gegensatz dazu nur noch relativ wenig beansprucht. Doch gerade das Fühlen, zu dem wir mit dem gesamten Körper in der Lage sind, ist für unser eigenes Empfinden von
besonderer Wichtigkeit, denn dadurch nehmen wir nicht nur Informationen aus unserer Umwelt auf, sondern spüren uns auch selbst. Alltagskleidung fühlen wir zwar auch auf der Haut, sind jedoch daran gewöhnt und nehmen sie nicht mehr bewusst wahr. Ein Korsett jedoch spürt man jeden Moment des Tragens und es führt dem Träger die Existenz des eigenen Körpers jede Sekunde vor Augen. - Die Nach-68er Generation
Als Folge der Studentenbewegung 1968 forderten viele junge Frauen eine Gleichstellung mit ihren männlichen Kollegen. Sie wollten berufliche und politische Chancengleichheit – eine ganze Generation brach mit dem Rollenverständnis ihrer
Mütter und hatte eine neue, eigene Vorstellung vom Leben. Stellvertretend für den kleinbürgerlichen Muff der 50er und 60er Jahre, verbrannten sie ihre BHs und forderten damit gesellschaftliche und sexuelle Freiheit. Der BH war Symbol, für die traditionelle, von Männern definierte Frauenrolle – die Parallelen zur Befreiung aus dem Korsett sind unübersehbar. Dass es für viele dieser Frauen eine
unglaublich negative Vorstellung wäre, sich in ein Korsett zu zwängen, ist nachvollziehbar und würde für sie einer Kapitulation gleichkommen. Die nachfolgenden Töchter der 68er sind heute junge Frauen. Sie wuchsen in der hart erkämpften, relativen Gleichberechtigung auf. Ihr Selbstverständnis als Frauen in unserer Gesellschaft ist wesentlich unverkrampfter und unvorbelasteter,
als das ihrer Mütter. Sie spielen wieder mit ihrer Weiblichkeit, sehen nicht nur die Nachteile derselben, sondern auch ihre Vorteile. Das Leben als Sexsymbol, oder zumindest als begehrenswerte Frau, scheint ihnen weniger Steine in den Weg zu legen als Türen zu öffnen. Das Korsett ist in diesem Sinne ein willkommenes Mittel zum Zweck.
2. Der Wandel der Geschlechterrollen
Die moderne Bedeutung des Korsetts ist eine grundlegend andere und wesentlich vielschichtigere, als die, die es im 1900 Jahrhundert hatte. Dies hat vor allem mit der Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen, insbesondere die der Frau zu tun. Bedingt durch die Industrielle Revolution in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, haben sich eine völlig neue Gesellschaftsordnung und damit klarer definierte
Geschlechterrollen entwickelt. Der Mann verlässt das Haus um für den Lebensunterhalt und größtmöglichen Wohlstand zu sorgen, die Frau bleibt zuhause, um sich um Haushalt und Kinder zu kümmern und wird zum Statussymbol, das den beruflichen Erfolg des Mannes repräsentiert.
Dieses Schema hat sich bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gehalten. Durch die Studentenbewegung ab 1968 geriet es erheblich ins Wanken. Besonders die jungen Frauen wollten mehr Gleichberechtigung, Chancengleichheit im Berufsleben und wehrten sich gegen patriarchale Diskriminierung und Abwertung. Die Erfindung der Antibabypille brachte die sexuelle Revolution, durch die vorehelicher Geschlechtsverkehr alltäglich wurde und besonders den Frauen zu einer völlig neuen, sexuellen Freiheit verhalf. Im Laufe der 70er Jahre veränderte sich tatsächlich einiges im klassischen Rollenverhalten. Junge Männer und Frauen waren schon optisch kaum von einander zu unterscheiden – das besondere daran war, dass sich die Männer extrem weiblich zeigten – man denke nur an die effeminierten Glam Rock Stars wie David Bowie oder Iggy Pop. Die junge Generation versuchte neue Lebensentwürfe umzusetzen. Freunde lebten in Kommunen
zusammen und übernahmen die Rolle der Familie, Paare bekamen Kinder ohne Trauschein und diese wurden in Kinderhäusern – entgegen den traditionellen Vorstellungen – antiautoritär erzogen, während beide Elternteile studierten oder arbeiteten.
Mit zunehmender Bildung der Frauen schwand auch deren finanzielle Abhängigkeit von den Männern. Durch das Verdienen des eigenen Lebensunterhalts verlor der Mann seine Ernährerfunktion. Dadurch musste sich auch der Mann neu definieren, was zu einigen Schwierigkeiten führte. Das alte Männerbild des Machos hatte ausgedient. In den 80er Jahren forderten die Frauen lauthals den weichen, sensiblen Hausmann, der ihnen – den starken, beruflich erfolgreichen Frauen – den Rücken frei hielt um Karriere zu machen.
Dass diese totale Umkehrung der Geschlechterrollen nicht funktionierte, lag daran, dass ein großer Teil unseres Verhaltens eben doch genetisch bedingt und nicht nur kulturell erlernt ist. Weder konnten sich die Männer mit ihrer neuen Rolle vollkommen identifizieren, noch
fanden die Frauen den „Softie“ besonders begehrenswert. Den Frauen, die sich voll aus der klassischen Rolle befreit hatten, ging es ähnlich –
sie merkten bald, dass sie doch anders handeln und kommunizieren als Männer und einen Teil ihres femininen Lebens vermissen.
Im Laufe der 90er Jahre hat sich das Rollenverhältnis endlich eingependelt. Heute sind Frauen beruflich weitestgehend gleichberechtigt, mit Ausnahme von absoluten Führungspositionen im Wirtschaftsbereich. Das aktuelle Beziehungsideal geht nicht mehr von der klischeehaften Ehe und Familie aus, sondern von einer gleichberechtigten Partnerschaft, in die Mann und Frau ihre Stärken einbringen und beide nebeneinander stehen. Es wird jedem freigestellt, selbst zu entscheiden, wer die Ernährerrolle übernimmt oder ob sich beide Partner diese teilen. Selbst die Inanspruchnahme des Erziehungsurlaubs wird heute entweder Vater oder Mutter ermöglicht. Der heutige Idealmann ist weder Macho noch Weichei – er soll zwar weinen können, Gefühle zeigen und sich Zeit für Partnerin und Kinder nehmen, aber dennoch eine
Schulter zum anlehnen bieten und beruflich erfolgreich sein. Mit der Idealfrau verhält es sich ähnlich. Sie soll durchaus feminin sein, dabei jedoch ihren eigenen Willen haben, ihre eigenen Ziele verfolgen und nicht mehr die dienende Hausfrau am Herd
repräsentieren. Auch die Rolle des Prestigeobjekts ist nicht mehr ausschließlich der Frau zugeteilt – gerade bei beruflich erfolgreichen Frauen gilt ein repräsentativer, gutaussehender und oft auch jüngerer Mann durchaus als Statussymbol. Beispiele hierfür sind Madonna und ihr Guy Ritchie oder Vivienne Westwood, die ebenfalls einen jüngeren Mann an ihrer Seite weiß.
Die klassischen Rollenunterschiede zwischen Mann und Frau verschwimmen zusehends. Die Geschlechter nähern sich einander an, ohne dabei jedoch ihre eigene Identität aufzugeben.
3. Typisierung verschiedener Korsettträger
Bedingt durch das Gesellschaftsbild im 21. Jahrhundert, haben sich mehrere Typen von Korsettträgern entwickelt. Sie tragen verschiedene Arten von Korsetts und haben sehr unterschiedliche Motive hierfür. Ich habe anhand meiner Beobachtungen der Korsettszene 7 Hauptgruppen von Korsettträgern ausmachen können. Viele Korsettträger stellen Mischformen der Gruppen dar, da sich die einzelnen Szenen häufig überschneiden.
- Die Extrovertierte
Bei diesen Korsettträgerinnen handelt es sich überwiegend um junge, selbstbewusste Frauen zwischen 18 und 35, die modisch
interessiert sind. Sie setzen ihre Weiblichkeit bewusst als Waffe ein und provozieren ihre Umwelt gerne mit ihrem extrovertierten Auftreten. Viele von ihnen sind von Subkulturen wie Punk, Gothik und neuerdings Cyberpunk beeinflusst. Doch auch die Käuferinnen der aktuellen Designerkorsetts gehören in diese Sparte. Sie tragen das Korsett in der Regel als Oberbekleidung offen zur Schau. Daher soll es auch weniger an historische Korsetts
erinnern, die ja primär zur Unterbekleidung gehören, sondern soll in Material, Farbe und Design modern und trendorientiert sein. Die meisten dieser Kundinnen wünschen eine weniger extreme Taillenreduzierung, da sie zu ungeübt sind und das Korsett nur gelegentlich tragen. Der Gesamteindruck des Korsetts steht im Vordergrund. Eine Reduzierung von 5 – 10 cm ist meist ausreichend. Die Gruppe besteht zu 90% aus Frauen, zu 9% aus Männern in Frauenkleidung und nur zu 1% aus normalen Männern, da es kaum ein Angebot an modischen Männerkorsetts gibt und das Männerkorsett von modeinteressierten Männern in unserem Jahrhundert bisher unbeachtet blieb.
- Die Traditionelle
Diese Gruppe von Korsettliebhabern ist vorwiegend über 30 Jahre alt und führt ein relativ konservatives Leben. Dazu passend frönen sie ihrer Leidenschaft auch lieber in privaten Kreisen und unter Gleichgesinnten denn in der breiten Öffentlichkeit – ein Grund hierfür ist das traditionelle
Frauenbild, dass sie mit dem Korsett verbinden, welches heute doch sehr umstritten ist. Bei vielen Frauen dieser Gruppe, verbirgt sich hinter dem Interesse am Korsett und oftmals auch historischen Kostümen, sprich Krinolinen etc., der starke Wunsch, zumindest zeitweise Prinzessin zu
sein und nicht die emanzipierte, selbstständige Frau des 21.Jahrhunderts. Dieses Phänomen kennen die meisten weiblichen Personen aus ihren
Kindheitstagen und ist in der Hochzeitsmode deutlich zu erkennen. Das Korsett wird meistens, ganz im klassischen Sinne, als Unterbekleidung
betrachtet. Es ist nach historischen Vorlagen und aus typischen Korsettstoffen wie Damast, Brokat, Satin oder Drell gefertigt. Auch die Farbigkeit ist eher traditionell – schwarz, weiß, hellblau, creme, lachsfarben…. Viele Frauen dieser Gruppe, entwickeln eine große Leidenschaft für das Korsett.
Einige machen es zum festen Bestandteil ihrer Garderobe machen und tragen es täglich oder an mehreren Tagen pro Woche als Unterbekleidung. Bei regelmäßigem Gebrauch gewöhnt man sich schnell an das Tragegefühl eines Korsetts und steigert schrittweise die Taillenreduzierung. 10-20 cm sind nicht außergewöhnlich und gesundheitlich unbedenklich, solange der Körper langsam trainiert wird. Ganz ähnlich wie die Frauen im letzten Jahrhundert, entwickelt beinahe jeder erstaunlichen Ehrgeiz und Eitelkeit, wenn es um die Verringerung des Taillenumfang geht. Trotzdem haben die meisten dieser Kunden ein natürliches Schönheitsempfinden und beenden die Verringerungsschritte, sobald das Taillen-Hüft-Verhältnis aus dem Gleichgewicht zu kommen scheint. Dies ist etwa bei einem Wert von 0.55 ( Taille entspricht dem 0.55-Fachen des Hüftumfangs) der Fall.
Die Gruppe besteht etwa zu 80% aus Frauen, 10% aus Männern, die das Korsett im traditionellen Sinne eines Männerkorsetts tragen und zu 10% aus Männern in Frauenkleidung.
- Der Crossdresser
Crossdresser nennt man Menschen, die durch Kleidung und Styling ein anderes Geschlecht als ihr biologisches darstellen. Bezüglich des
Korsetts sind das Männer in Frauenkleidung. Es gibt hierbei im wesentlichen 3 Gruppen. Drag Queens und Travestiekünstler, die sich zu Showzwecken zeitweise in Frauen verwandeln; Transvestiten, die von Zeit zu Zeit ein starkes Bedürfnis verspüren, Frauenkleider zu tragen, was in engem Zusammenhang mit sexueller Erregung steht und als drittes transsexuelle Männer, die sich generell nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren und als Frau leben möchten (und tun) (http://www.tsinformation.de/tv.htm. Das Korsett erfüllt jedoch bei allen die gleiche Hauptfunktion: den maskulinen Körper sowohl für sich selbst, wie auch nach außen zu feminisieren. Die Schnittführung des Korsetts sollte
idealerweise zwar der Anatomie des männlichen Körpers angepasst sein, diese jedoch nicht betonen, sondern in eine weibliche Richtung
modifizieren. Optisch erreicht man bei einer Schnürung von 10-20 cm keine atemberaubend schmale Taille, sondern eher den Eindruck einer normalen, weiblichen Taille. Um eine echte Sanduhrensilhouette zu erzeugen, muss das Korsett 20 -30 cm schmaler als die ursprüngliche Taillenweite sein. Bei korpulenten Crossdressern reicht ein so hoher Wert gerade aus, um überhaupt eine Taillierung zu erreichen. Die Gestaltung des Korsetts lässt sich nicht verallgemeinern, da der erzeugte Frauentyp sehr unterschiedlich aussehen kann. Diese Gruppe besteht selbstredend zu 100% aus Männern, bzw. Menschen, die männlich geboren wurden.
- Der Korsettfetischist
Der Korsettfetischist ist quer durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten unserer Gesellschaft zu finden (Fetisch – Mode, Sex und Macht S. 19 – 38). Fetischismus im eigentlichen Sinne bedeutet, dass der Fetischist eine bestimmte Sache oder ein bestimmtes Körpermerkmal benötigt, um sexuelle Erregung zu verspüren. Dies können z.B. lange Haare, große Brüste aber auch Schuhe, Dessous, Latexbekleidung oder Korsetts sein.
Die Motive für dieses Phänomen sind bis heute nicht ausreichend erklärt. Wissenschaftler wie Freud und Krafft-Ebing suchen die Gründe im Unbewussten oder in einer sexuellen Fehlentwicklung und erklären das Fetischobjekt zum Ersatzobjekt für die lebendige, echte Frau, die dem Fetischisten Angst bereitet. Doch es gibt auch Hinweise darauf, dass es biologische Ursachen gibt oder sich um ein evolutionsbedingtes
Phänomen handelt. Auch die Tatsache, dass echter Fetischismus, mit wenigen Ausnahmen, nur Männer betrifft, ist zwar wissenschaftlich erwiesen aber die Gründe nicht geklärt. Ein Grund liegt wohl in der unterschiedlichen Sexualität von Männern und Frauen. Männer reagieren in der Partnerwahl viel stärker auf optische Reize als Frauen und die meisten Fetischformen sind in schwacher Form bei nahezu allen Männern wieder zu finden.
Es gibt zwei Formen von Korsettfetischismus im eigentlichen Sinne. Entweder trägt der Fetischist das Korsett selbst und das Tragegefühl und die damit verbundene Symbolik verschafft ihm sexuelle Lust oder seine Partnerin muss ein Korsett tragen, um ihn sexuell zu erregen. Viele Korsettfetischisten empfinden auch den Vorgang des Schnürens bzw. des Geschnürtwerdens selbst als sehr erregend. Die Korsetts dieser Gruppe können sehr unterschiedlich gestaltet sein. Sie sind jedoch meistens entweder historischen Vorbildern aus dem 19.Jahrhundert nachempfunden oder gehen in eine eindeutig erotische Richtung. Durch Materialien wie Satin, Leder oder Latex (die ja auch fetischierbar sind) und
Ausstattung mit Strumpfhaltern wird dieser erotische Reiz betont. Häufig hat der Fetischist sehr genaue Vorstellungen wie das Korsett gearbeitet sein soll – dies ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich. Die Gruppe besteht, wie bei allen echten Fetischen, zu über 99% aus Männern.
Der Anteil fetischistischer Frauen liegt generell bei unter 1%.
- Die Schnürfanatikerin und ihr männliches Pendant
Die weibliche Form des Korsettfetischismus ist kein Fetischismus im eigentlichen Sinne, sondern eine extreme Leidenschaft – ein „Fetisch der Zahlen und Maße“ (Fetisch – Mode, Sex und Macht S.67). Es ist die Sucht nach einer immer schmaleren Taille und einem immer engeren Korsett. So werden
Korsetts, die eine geringere Weite als 45 cm haben, als Fetisch-Korsetts betrachtet. Momentan gibt es mehrere Frauen, die sich seit Jahren schnüren und versuchen den Weltrekord der Engländerin Ethel Gray von 32,5 cm zu brechen. Diese korsettierte sich mehrere Jahrzehnte, um ihre Taille von 57,5 cm auf die besagten 32,5 cm zu reduzieren (s. Abb.21). Diese Form des „Fetischismus“ betrifft vorwiegend Frauen – es ist eine übersteigerte Form der weiblichen Eitelkeit, wenn auch eine, die, ähnlich wie Magersucht, das normale Ästhetikempfinden außer Acht lässt. Doch es gibt auch einige wenige Männer, die diesem Schnürwahn verfallen sind, ohne dabei eine Feminisierung ihres Körpers zu verfolgen. Die bekanntesten von ihnen sind Fakir Mustafa, der seine Taille von 72,5cm auf 47,5cm reduzierte und Mr. Pearl, ebenfalls mit einer 47,5cm Taille (s. Abb.22). Fakir Mustafa gibt an Korsetts zu tragen, um seine Grenzen zu erforschen und ist begeisterter Anhänger von Körpermodifikationen. Für Mr. Pearl dagegen bedeutet das Korsett Disziplin und Selbstkontrolle (Mode, Sex und Macht S.66 – 86). Die Korsetts der Zugehörigen dieser Gruppe können sehr verschieden aussehen – meist jedoch eher klassisch. Allen gemein ist jedoch die extreme Taillenreduzierung von mindestens 20cm – 35 cm, die von außenstehenden zumeist als unästhetisch empfunden wird. Die Gruppe besteht zu 95% aus Frauen und 5% aus Männer
- Sadomasochisten
In der S/M Szene erfreut sich das Korsett seit dem 19.Jarhundert größter Beliebtheit. Es wird sowohl von Männern als auch von Frauen getragen und kann, ähnlich wie High Heels, sowohl eine devote wie dominante Bedeutung beinhalten. Trägt der Devote ein Korsett, spielen zwei Aspekte des Korsetts eine besondere Rolle. Zum einen seine psychische Wirkung als Unterdrückungsmittel, Werkzeug für Unterwerfung, Bestrafung und Disziplinierung sowie Auslieferung im Sinne von Bondage – also seelischem Sadomasochismus. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Klischeerolle des Korsetts als Mittel, die Frau gefügig zu machen. Männliche Sklaven werden durch das Tragen eines Frauenkorsetts (und anderen
weiblichen Kleidungsstücken, z.B. Zofenkostümen) zusätzlich gedemütigt. Der zweite Aspekt ist die physische Wirkung des Geschnürtseins im Sinne von körperlichen Schmerzen und „unangenehmer“ Enge – also körperlichem Sadomasochismus. In der Welt der Dominanten ist das Korsett ausschließlich den Frauen vorbehalten. Es unterstreicht ihre Weiblichkeit, welche Teil ihrer Macht ist. Der Sklave darf das lockende Weib zwar betrachten, aber nicht besitzen. Zusätzlich verleiht ein Korsett seinem Träger stets eine sehr gerade, aufrechte Haltung sowie einen
stolze Gang, was ebenfalls den Eindruck der Überlegenheit steigert. Desweiteren hat es die Funktion eines Panzers, der sowohl Schutz verleiht, wie Stärke vermittelt. Die Korsetts sind meistens aus Leder, Lackleder, Latex oder Satin hergestellt. In der Regel sind sie in S/M-typischem Schwarz gehalten, seltener in anderen Farben und häufig mit Metallteilen wie Nieten, Schnallen, D-Ringen u.s.w. versehen. Übernimmt das Korsett einen Part in einem bestimmten Rollenspiel, so richtet sich das Design nach dem „Storyboard“ – dann kann das Korsett z.B. historisch oder sehr futuristisch sein.
Die Gruppe besteht zu 20% aus dominanten Frauen, zu 50% aus devoten Frauen und zu 30% aus devoten Männern.
- Sex Sells
Die letzte Gruppe von Korsettträgern, sind alle, die das Korsett mit seiner Bedeutung im „normalen“ sexuellen Bereich verbinden. Dies sind zum einen alle Frauen und Paare, die es gelegentlich als Würze des eigenen Sexlebens benutzen. Desweiteren nutzen sowohl Prostituierte wie Pornoindustrie das Korsett um Sex und Erotik zu verkaufen. Bestes Beispiel hierfür sind die „leichten Mädchen“ der Berliner Oranienburger Straße, die reihenweise in den gleichen, eng geschnürten Taillenkorsetts am Straßenrand stehen. Für alle genannten ist es ein Mittel, der männlichen Norm entsprechend, Weiblichkeit und erotische Ausstrahlung zu verkörpern. Auch wenn uns diese Art ein Korsett zu tragen am oberflächlichsten und undifferenziertesten
erscheint, so ist es doch die am weitesten verbreitetste und für viele Menschen am ehesten nachvollziehbare. Der Erfolg der Verkaufsstrategie
bestätigt dies – Sex sells, vor allem bei Männern. Diese Korsetts entsprechen voll und ganz dem erotischen Standart – Satin oder Lackstoff; Rot,
Schwarz, Weiß; meistens brustfrei, manchmal mit Spitze oder/ und Strumpfhaltern versehen. Die Taillenreduzierung beträgt zwischen 0cm und
10cm.Sie sind meist ein qualitativ minderwertiges Massenprodukt und werden dafür viel zu teuer – aber immer noch recht günstig im Gegensatz zu
hochwertigen Korsetts – in Sexshops und Erotikversand angeboten. Meist dienen diese Korsetts nur als kurzzeitiges Spielzeug. Daher sind Passform
und Qualität wesentlich nebensächlicher als bei allen anderen vorgestellten Gruppen – allein die Optik zählt. Für viele Korsettinteressierte stellen sie jedoch die Möglichkeit dar, zu einem annehmbaren Preis erste Erfahrungen zu sammeln, zumal Sexshops auch die naheliegendste Bezugsquelle darstellen. Doch sollte die Korsettleidenschaft erst einmal geweckt sein, wird man die betreffenden Personen schnell in einer der oberen Gruppen wiederfinden. Diese Korsetts werden fast zu 80% von Frauen getragen – initiiert ist dies jedoch meistens von Männern – Partnern, Freiern oder Pornoproduzenten. Die verbleibenden 20 % sind Crossdresser. Für sie bieten Sexshop und Versand die Möglichkeit des anonymen bzw. unbehelligten Einkaufs. Sie haben jedoch meistens keine echte Freude an diesen Konfektionskorsetts, denn die Passform ist für Männerkörper nicht geeignet und dadurch sehr unbequem und optisch unbefriedigend. Zusätzlich ist das Korsett durch die starke Modifikation einer solch hohen Belastung ausgesetzt, dass die mindere Qualität schnell Materialmüdigkeit aufweist.
4. Resumee
Es ist wohl unmöglich, alle Ursachen und Beweggründe die zum Tragen eines Korsetts führen, zu erfassen. Dennoch hoffe ich einen Einblick in die Vielschichtigkeit des Themas eröffnet und zu einer modernen Rezeption des Korsett beigetragen zu haben. So verschieden die Ursachen und Gründe auch sein mögen im 21. Jahrhundert Korsett zu tragen, so haben doch alle Träger eines gemeinsam: sie alle tragen das Korsett aus eigenem Willen, frei von gesellschaftlichen und modischen Zwängen. Dies unterscheidet sie deutlich von den Korsettträgern und -trägerinnen aller anderen Epochen.
Schlüsselreiz Taille
Eine schmale Taille und ein dadurch betontes Becken gelten seit jeher als besonders weiblich und attraktiv und wirken auf auffallend viele Männer sexuell anziehend. Da diese Tatsache für das Entstehen und Überleben des Korsetts eine große Rolle spielt, möchte ich die Gründe für diesen Reiz genauer hinterfragen. Bei der Entscheidung, ob man einen Menschen, bzw. sein äußeres Erscheinungsbild als anziehend empfindet, werden wir vor allem von zwei Faktoren geleitet: den soziobiologischen und den soziokulturellen Faktoren (Verhaltensbiologie und Sexualität S.29).
1. Soziobiologische Faktoren
Unter soziobiologischen Faktoren versteht man Dinge, die der Mensch weder durch sein direktes soziales Umfeld noch durch die Kultur, in der er lebt, erlernt hat, sondern die angeboren, d.h. vererbt wurden, z.B. Instinkte (Verhaltensbiologie und Sexualität S.30).
Die Partnerwahl nach Charles Darwin
Trotz seiner enormen Überlegenheit gegenüber allen anderen Arten des Tierreichs, ist auch der Mensch der evolutionsbedingten Verhaltensweisen unterworfen und trägt in seinem Inneren die Anlagen eines Millionen Jahre alten Entwicklungsprozesses. Auch wenn der Lebensinhalt des menschlichen Daseins inzwischen weit über den alleinigen Sinn der Fortpflanzung hinaus geht, so ist dieser dennoch tief in uns verwurzelt
und steuert einen großen Teil unseres Verhaltens – insbesondere die Partnerwahl lässt sich auch der Menschen mehr von seinem Instinkt, als seinem Verstand leiten. Nach Charles Darwins Evolutionstheorie, entwickeln sich Arten weiter, in dem die am besten den Lebensbedingungen angepassten Individuen überleben. Unbewusst betreiben wir also eine sexuelle Selektion und suchen nach Partnern, die möglichst viele Nachkommen garantieren und diesen auch Eigenschaften vererben können, die für das weitere Überleben und Fortpflanzen von Vorteil sind (Die Evolution des Begehrens –
Geheimnisse der Partnerwahl S.9.)
Die Singh – Studie
Die Psychologin Devendra Singh versuchte 1993 in einer Studie dem Geheimnis der körperlichen Attraktivität von Frauen auf die Spur zu kommen. Sie entdeckte, dass dabei dem Taillen-Hüft-Verhältnis eine besondere Rolle zukommt. „Frauen signalisieren ihre Reproduktionsfähigkeit am besten durch Fettanlagerungen an Brüsten und am Hintern eines schlanken Körpers. Im Sinne einer Kontrastbetonung wird das Signal für Reproduktionsfähigkeit hervorgehoben und es lässt sich mit weniger Fett mehr Wirkung erreichen. In den Attrappenversuchen von Singh wurde die kurvenreichste Figur (in der Abbildung links) mit schlanker Taille, breiten Hüften und relativ großen Brüsten von den Männern als besonders attraktiv bewertet.“
Im Rahmen von Singhs Studie wurden Männern aus verschiedenen Kulturen, allen Altersgruppen und unterschiedlichen sozialen Schichten gebeten, die Attraktivität von Frauen anhand von Bildmaterial, z.B. dem oben gezeigten (s. Abb. 17), einzuschätzen. Man kam zu dem Ergebnis, dass es sehr verschiedene, kulturbedingte Schönheitsideale gibt. Die Vorlieben für schlanke oder dickere Frauen variieren ebenso häufig, wie die für
kleine oder große Brüste, helle oder dunklere Hautfarbe oder kulturspezifische sexuelle Reize wie Augen, Ohren oder Haare. Ein immer wiederkehrendes Merkmal der Frauen mit der höchsten Attraktivität, war jedoch das Verhältnis von Taillenumfang zu Hüftumfang. Von einer absoluten Mehrheit der Männer wurde ein Verhältnis von 1: 0,7 und weniger, als besonders ansprechen bewertet. Die heutzutage als ideal geltenden Maße 90 – 60 – 90 ergeben übrigens einen Wert von 0,67. Je höher dieser Wert steigt, also auf 0,8 oder gar 0,9, desto unattraktiver wirkt die
Frau. Entscheidend ist hier also nicht der Mengenanteil des Fettgewebes an der Körpermasse, sondern dessen Verteilung.
Analysen von Bildmaterial und Maßen von als besonders schön geltenden Frauen, z.B. Models, Gewinnerinnen von Misswahlen und Playmates aus den letzten 30 Jahren zeigen, das dieser Wert nicht nur kulturunabhängig, sondern auch zeitunabhängig ist (Die Evolution des Begehrens – Geheimnisse der Partnerwahl S. 74 – 76). Da die Einschätzung der Attraktivität anhand des Taillen-Hüft-Verhältnisses nachgewiesenermaßen von sozialen Faktoren unabhängig ist, geht man davon aus, dass es sich um eine evolutionsbedingte Vorliebe handelt.
Unterbewusste Informationen aus dem Taillen-Hüft-Verhältnis
Der Grund für die Vorliebe der Männer für Frauen mit dem oben beschriebenen, idealen Taillen-Hüft-Verhältnis liegt in Darwins Theorie zur Nachkommenssicherung. Solche Frauen signalisieren, dass sie in der Lage sind, selbst gesunde Nachkommen zu zeugen und zu ernähren.
Des weiteren eröffnen sie die Möglichkeit, diese attraktiv wirkenden Merkmale an die Töchter weiter zu geben. Diese hat dadurch wiederum erhöhte Chancen, einen genetisch wertvollen Partner anzusprechen. Auch der Vater gibt seine Vorliebe an die Söhne weiter
und sorgt so für eine zielsichere Wahl einer Partnerin mit guten Vorraussetzungen zur Nachkommenssicherung. Doch welche Information sind es im einzelnen, die ein Mann instinktiv aus dem idealen Taille-Hüft-Verhältnis zieht? Die Wissenschaft hat diesbezüglich mehrere Tatsachen
belegt (Die Evolution des Begehrens – Geheimnisse der Partnerwahl S. 74 – 77):
- Geschlechtsreife
Der weibliche Körper verändert sich mit Einsetzen der Pubertät. Das Entstehen der typisch weiblichen Fettdepots steht in direktem Zusammenhang mit der Östrogenproduktion des weiblichen Körpers, welche mit der Geschlechtsreife beginnt und mit den Wechseljahren zurückgeht – parallel dazu verändern sich auch die Körperproportionen. Der Unterschied zwischen Taille und Hüfte wird mit dem ersten Eisprung größer und wird nach Überschreiten der fruchtbarsten Lebensphase einer Frau wieder geringer. Eine möglichst große Differenz zwischen Taille und Hüfte ist also ein direkter Hinweis auf die Zeugungsfähigkeit einer Frau.
- Fruchtbarkeit
Man hat festgestellt, dass Frauen mit einem eher geringen Taillen-Hüft-Differenz schwerer und zu einem späteren Zeitpunkt ihres Lebens schwanger werden, als Frauen mit dem Idealwert. Beides ist vermutlich über eine geringere Produktion von weiblichen Hormonen zu erklären.
- Gebärfähigkeit
Der im Volksmund gebräuchliche Begriff „gebärfreudiges Becken“ kommt nicht von ungefähr. Frauen mit einem breiteren Becken bekommen in der Regel ihre Kinder einfacher und schneller als solche mit einem schmalen. Mutter und Kind haben bei der Geburt ein geringeres Risiko, gesundheitliche Schäden oder gar den Tod davon zu tragen. Ein breites Becken bzw. der Eindruck eines solchen durch eine schmale Taille, vermittelt erneut eine höhere Garantie für gesunde Nachkommen.
- Vorliegende Schwangerschaft
Sobald eine Frau schwanger ist, verringert sich der Unterschied zwischen Taille und Hüfte. Frauen, die einen eher geringen Unterschied aufweisen, werden also unbewusst als möglicherweise schwanger wahrgenommen; Frauen mit einem großen Unterschied jedoch als garantiert nicht schwanger.
- Gesundheitszustand
Es wurden enge Zusammenhänge zwischen den Verteilungsverhältnissen – nicht der Menge – der weiblichen Fettdepots und dem allgemeinen Gesundheitszustand nachgewiesen. So haben Frauen mit einer weniger idealen Verteilung ein höheres Risiko, an Diabetes, hohem Blutdruck, vorzeitigem Schlaganfall, Herzbeschwerden oder Gallenblasenleiden zu erkranken. Eine Frau mit Fettpolstern an den richtigen
Stellen, nämlich Brust und Hüfte, hat also bessere Aussichten gesunde Kinder zu gebären und diese durch ihren eigenen, positiven Gesundheitszustand erfolgreich groß zu ziehen.
Ein weiteres archaisches Relikt?
Sämtliche Säugetiere, mit Ausnahme des Menschen, vollziehen den Geschlechtsakt in einer Art und Weise, in der das Männchen das Weibchen von hinten begattet. Dabei wird bei vielen Arten das Männchen vom Weibchen sexuell stimuliert, in dem es vor und während dem Geschlechtsakt sein Hinterteil, bzw. seine Genitalien präsentiert. Dieses Verhalten ist z.B. bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, zu beobachten (Das Sexualverhalten von Mensch und Tier S. 36). Wenn der Mensch wirklich noch so stark seiner genetischen Abstammung unterworfen ist, könnte ein weiterer Grund für die Attraktivität eines auffälligen Hinterteils, eine genetisch verwurzelte „Erinnerung“ an das Sexualverhalten seiner urzeitlichen Vorfahren sein.
2. Soziokulturelle Faktoren
Die zweite wichtige Art von Faktoren bei der menschlichen Partnerwahl, sind soziokulturelle Faktoren. Das heißt, jene Vorlieben und Wertvorstellungen, die wir im Laufe unseres Lebens selbst bilden oder durch unser soziales Umfeld erlernen. Bezüglich der körperlichen Attraktivität des Partners, sind dies in erster Linie die persönlichen Vorlieben, die wir anhand von eigenen Erfahrungen entwickelt haben, gepaart mit den wechselnden, modischen Schönheitsidealen.
Das allgemeine & persönliche Schönheitsideal
Das jeweils vorherrschende Schönheitsideal steht stets in engem Zusammenhang, mit der momentanen Situation der Gesellschaft. Situationen wie Krieg, Frieden, Armut und Wohlstand spielen hier eine große Rolle.
So findet man in eher armen Kulturen häufig fülligere Frauen attraktiv, da sie durch ihre Wohlgenährtheit Wohlstand und Erfolg des Ehemanns zur Schau stellen. Auch die Rolle der Frau an sich hat großen Einfluss. Das knabenhafte Ideal der Frau in den 20er Jahren
hängt eng mit der Emanzipation der Frau zusammen. Dieses Empfinden von Schönheit ist also eindeutig kulturell beeinflusst. Das ganz persönliche Schönheitsideal jedes Menschen – sowohl bezüglich des eigenen wie auch des anderen Geschlechts – setzt sich aus dem allgemeinen Schönheitsideal der Umwelt, sowie persönlichen Eindrücken und Erfahrungen aus der Vergangenheit zusammen. Vater oder Mutter spielen beispielsweise bei der Geschmacksbildung eine ebenso große Rolle wie die erste, große Liebe einer Person.
Die Sprache der Mode
Die wirksamste Methode, den eigenen Körper dem gerade vorherrschenden Schönheitsideal anzupassen – und auch umgekehrt neue Schönheitsideale zu erzeugen – ist seit jeher die Bekleidung. Bekleidung betont oder negiert bestimmte Körpermerkmale und erzeugt so einen fiktiven Körper. Es ist jedoch nicht nur die erzeugte Körperform, sondern auch die Aussage der getragenen Kleidung, die sich dem Betrachter vermittelt und ihn entscheiden lässt, ob er den Träger als attraktiv einstuft oder nicht. Die heute existierende Mode ist ein kompliziertes Gebilde aus Symbolen und Codes, die sich über lange Zeit entwickelt haben und kulturell bedingt sind. Diese Bedeutung wird
an nachfolgende Generationen weitergegeben, von den Jüngeren jedoch auch immer wieder neu interpretiert. Meistens wird hierbei die Grundbedeutung jedoch beibehalten – sie wird nur auf eine neu ironische, humorvolle oder provozierende Weise eingesetzt.
Sowohl Träger, wie auch Betrachter – sofern sie der gleichen Kultur angehören – kennen die Symbolik bestimmter Kleidungsstücke – auch wenn sie diese manchmal unterschiedlich auslegen. Ob taillenbetonte Bekleidung gerade von der Allgemeinheit als ansprechend empfunden
wird oder nicht, ist den jeweiligen Moden unterworfen. Die Aussage, die durch eine betonte Taille getroffen wird, war und ist jedoch immer die gleiche: Unterstreichung der Weiblichkeit. Diese Symbolik versteht jeder auf den ersten Blick. Zum einen, weil man gelernt hat,
dass vorwiegend weibliche Kleidung immer wieder stark tailliert wurde, zum anderen weil es auf die Silhouette des weiblichen Körpers (und das instinktive Wissen um die schmale Taille, siehe oben) zurückgreift.
Die Symbolik des Korsetts
Betrachten wir das Korsett unter den erläuterten Faktoren, wird schnell klar, warum es bis heute überlebt und sich seine Signalwirkung nie verloren hat. Seit jeher war es ein Mittel der Frauen, ihre körperliche Attraktivität zu erhöhen, in dem sie den Männern vortäuschten, in ihr soziobiologisches „Beuteraster“ zu passen. Sie erzeugen einen fiktiven, erotisch besonders anziehenden Körper mit schmaler Taille,
dessen Wirkung sich kaum ein Mann entziehen kann. Instinktiv wird er von durch sein evolutionsbedingtes Unterbewusstsein von der besonders femininen Silhouette angezogen. Die kulturell bedingte, erotische Bedeutung des Korsetts stammt zum einen daher, dass
diese Taktik erfolgreich war, zum anderen weil das Korsett lange Zeit als Teil der Unterwäsche eng mit dem Vorgang des ent- bzw. ankleiden verbunden war und dadurch, gerade im prüden 19. Jahrhundert, etwas sehr intimes und „verbotenes“ beinhaltete. Diese Belegung ist als soziokulturelles Wissen bis heute erhalten geblieben ist. Gemeinsam mit Strumpfband, Strapse und Nahtnylons wird es in westlichen Kulturen als erotisches Symbol eingeordnet. Jungen erlernen diese Inhalt bereits in früher Jugend und empfinden diese Kleidungsstücke als aufregend, bevor sie sie jemals selbst zu Gesicht bekommen haben. Ein Junge aus einem anderen Kulturkreis könnte dies sicher nur schwer nachvollziehen.
Der Erfolg des Korsetts und die beinahe magische Wirkung, die es auf viele Männer ausübt, beruht also aus einer Mischung aus genetisch verwurzeltem Verhalten und kulturell erlerntem Wissen. Alle Frauen, die jemals ein Korsett getragen haben, sind sich dieser Wirkung durchaus bewusst – und viele von ihnen setzen sie gezielt als Machtmittel ein.
Quellenverzeichnis
Bücher:
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Bertelsmann. Illustrierte Chronik der Weltgeschichte.
München: Bertelsmann Lexikonverlag 1992
Braem, Harald. Die Macht der Farben. München: mvg-Verlag 1989
Buss, David. Die Evolution des Begehrens – Geheimnisse der Partnerwahl.
Hamburg: Kabel Verlag 1994
Europa Lehrmittel. Fachwissen Bekleidung.
Haan-Gruiten: Verlag Europa Lehrmittel 1991
Exotik Band I. Gesammelte Magazinausgaben 1 – 36, 1951 – 1957.
Köln: Benetikt Taschen Verlag, 1998
Ford, Clellan S. & Beach, Frank A. Das Sexualverhalten von Mensch und Tier.
New York: Harper & Brothers 1951
Frischauer, Paul. Weltgeschichte der Erotik Band 1-4.
München: Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. 1995
Heller, Eva. Wie Farben wirken. Reinbek bei Hamburg: Rowolth Verlag 1989
Hollander, Sabine. Anzug & Eros. Berlin: Berlin Verlag 1995
Junker, Almut & Stiller, Eva; Zur Geschichte der Unterwäsche
Kuhn, Anette. Die Chronik der Frauen. Dortmund: Chronikverlag 1992
Kurth, Dr. W. Die Mode im Wandel der Zeit. Berlin: Die Buchgemeinde Berlin 1932
Lehnert, Gudrun. Mode, Weiblichkeit und Modernität.
Dortmund: Edition Ebersbach 1998
Lehnert, Gudrun. Schnellkurs Mode. Köln: Dumont Buchverlag 1998
Lerch, Hans-Jürgen; Adly Rausch & Alfred Schlesier. Verhaltensbiologie und
Sexualität. Regensburg: Roderer Verlag 1997
Loschek, Ingrid. Reclams Mode-& Kostümlexikon. Stuttgart: Reclam Verlag 1994
Oldenburg, Landesmuseum. Kleidung und Mode vom Mittelalter bis zum 19.Jahrhundert.
Oldenburg: Isensee Verlag 1996
Page, Christopher. Foundation of Fashion – The Symington Collection. Leicester: Leicester
Museums, Art Galleries and Records Service 1981
Ridley, Matt. Eros & Evolution. München: Droemer Knaur 1995
Sichel, Marion. Costume Referenc 5 – The Regency.
London: B.T.Batsford Ltd. 1978
Sombart, Nicolaus. Über die Schöne Frau. Zürich: Rio Verlag & Elster Verlag 1995
Stevenson, Pauline. Edwardian Fashion. London: Ian Allan Ltd. 1980
Vinken, Barbara. Die Mode nach der Mode.
Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag 1993
Waugh, Norah. Corsets and Crinolines. New York: Theater Art Books 1998
Zeitschriften:
Skin Two Magazin, Issue 29
Skin Two Magazin, Issue 30
Marquis Magazin, Ausgabe 5
Collezioni Edge ( Modain) Nr. 117, Januar – März 2001
Kataloge:
Katalog 10, 2001 der Firma Ledapol
Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Lehnert, Gertrud; Schnellkurs Mode S.55
Abb.2: http://elisabat.netgod.net/corset.html
Abb.3: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.18
Abb.4: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.38
Abb.5: Europa Lehrmittelverlag; Fachwissen Bekleidung S.218
Abb.6: Loschek, Ingrid; Reclams Kostüm- & Modelexikon S.71
Abb.7: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.76
Abb.8: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.77
Abb.9: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.78
Abb.10: Europa Lehrmittelverlag; Fachwissen Bekleidung S.224
Abb.11: Junker, Almut & Stiller, Eva; Zur Geschichte der Unterwäsche S.151
Abb.12: Page, Christopher; Foundation of Fashion, S.23
Abb.13: Waugh, Nora; Corsets and Crinolines S.84
Abb.14: Lehnert, Gertrud; Schnellkurs Mode S.23
Abb.15: Junker, Almut & Stiller, Eva; Zur Geschichte der Unterwäsche S.111
Abb.16: Steel, Valerie; Fetisch – Mode, Sex & Macht S.79
Abb.17: Lerch, Hans-Jürgen; Rausch, Adly; Schlesier, Alfred;
Verhaltensbiologie und Sexualität S.54
Abb.18: Skin Two Magazin; Ausgabe 30, Titelbild
Abb.19: Photo aus Privatsammlung (Renate Füsslein, The Right Place)
Abb.20: Marquis Magazin; Ausgabe 5, S.6
Abb.21: Steel, Valerie; Fetisch – Mode, Sex & Macht S.84
Abb.22: Steel, Valerie; Fetisch – Mode, Sex & Macht S.87
Abb.23: Stanton, Eric; Exotik Band 1, Ausgabe 11, S.51
Abb.24: Ledapol Katalog 2001, S. 29